Create Sustainability
Respekt vor dem Leben, sichtbar im alltäglichen Handeln
Selbstversorgung als Voraussetzung für harmonischen Austausch

Olio Caldo ist der Name des ersten Experimentes der Selbstversorgung. Im Jahre 1985 haben alle Damanhurianer, sich darin abwechselnd, eine Zeit lang damit experimentiert, nur selbst produziertes Essen, selbst hergestellte Kleidung und Schuhe zu benutzen.
Die Transportmittel waren auf zwei ältere Fahrräder und einen klapprigen Handkarren reduziert. Für die meisten von uns dauerte dieses Experiment eine relativ kurze, jedoch sehr intensiv erlebte Zeit.
Wir melkten die Kuh um sechs Uhr in der Früh, um frühstücken zu können. Die selbst gewobenen, handgenähten Kleider wurden mit Asche gewaschen (wisst ihr, dass früher die Tücher auf diese Weise in Berghütten gewaschen wurden?). Wir machten kilometerlange Fußmärsche in unseren selbst geschnitzten Holzpantoffeln, um Schilf zu sammeln, aus welchem dann Körbe geflochten wurden, um Kastanien oder andere Gaben der Erde zu transportieren.
Wir schöpften die Sahne von der Milch und schlugen sie von Hand im Butterfass. Wir traten abwechselnd in die Pedale, um die nötige Energie für die einzige Glühbirne im Haus zu bekommen. Unsere Hauptmahlzeit bestand aus gesammelten Wildkräutern und Früchten, der Jahreszeit entsprechend und so weiter... Es ist wohl unnötig zu sagen, dass es ein Abenteuer war, das die Sichtweise von allen verändert hat, die daran teilgenommen haben.
Olio Caldo 4 ist die heutige Entwicklung des gleichen ursprünglichen Konzeptes: Selbstversorgung erreichen für eine bessere materielle und spirituelle Lebensqualität. Die aktuelle Größe des Projektes entspricht nicht mehr der Berghütte wie vor dreißig Jahren. In der Zwischenzeit wurde viel landwirtschaftlich nutzbares Land gekauft und ein Bauernhof renoviert, wo heute biologisches Gemüse und Getreide für die 600 Bürger produziert werden. Gewächshäuser, und vieles mehr, gibt es inzwischen in allen Gemeinschaften. Auch nach dreißig Jahren ist der Pioniergeist von Olio Caldo 1 noch wach und produziert weiterhin Neuigkeiten.
Biologisch und ohne Gentechnik - Ernährungsprinzipien in Damanhur

Die biologische Landwirtschaft deckt aktuell circa 50% des Nahrungsbedarfs der 600 Bürger der Föderation. Das Ziel ist nicht nur Produktion, sondern Qualität: Es ist wichtig, gesunde Sachen zu essen, sie müssen jedoch auch gut schmecken! Jede Form von Landwirtschaft, Tierhaltung und Verarbeitung geschieht unter biologischen Kriterien. Jegliches Risiko der gentechnisch manipulierten Kontaminierung wird vermieden. Heutzutage ist die wichtigste und vielleicht einzige Garantie, die wir für die Qualität unserer Nahrung haben können, dass wir die ganze Kette der Produktion und Verarbeitung der Lebensmittel kennen.
Die Damanhurianer haben eine große landwirtschaftliche Kooperative geschaffen, Punto Verde, welche sich um die Gemüseproduktion, den Getreideanbau und einen Freilaufstall für Kälber kümmert, um die Bedürfnisse der Föderation zu decken. Daneben gibt es viele kleine Initiativen verbunden mit den verschiedenen Gemeinschaften: Obstbau, Gemüsegärten, Anbau von Wein, Bienenstöcke, Schweinehaltung, Kleintierhaltung, Fischzucht und vieles mehr. In der Toscana leben viele nicht residente Bürger Damanhurs und produzieren biologisch und biodynamisch angebauten Wein und Olivenöl. Zusammenfassend produziert Damanhur Getreide, Gemüse, Früchte, Eier, verschiedenes Fleisch, Käse, Öl, Backwaren, Wein und Honig. Alles schmackhaft und nährend!
Um diese Produkte an Damanhurianer und Kunden aus der Region zu verteilen, existiert seit 1998 der “Tentaty”, ein Supermarkt für biologische Lebensmittel. Er befindet sich im Zentrum der Damanhur Crea, wo sich nebst den damanhurianischen Produkten auch Waren aus kontrolliert biologischem Anbau finden. Das Labor von Damanhur kontrolliert periodisch die Lebensmittel im Verkauf, um sicher zu sein, dass sie keine Spuren von genetisch manipulierten Organismen enthalten.
Biologische Vielfalt - unverzichtbar in der Landwirtschaft

Das Projekt der Saatgut-Bank hat das Ziel, die Biodiversität der Pflanzen und die Selbstversorgung in der Saatgutproduktion zu erhalten. Der Begriff “Biodiversität” ist heute allgemein bekannt und betrifft sowohl wilde Pflanzen wie Kulturpflanzen, welche sich über die Jahrhunderte, durch Eingriffe von Mensch und Umwelt, in viele Sorten vervielfältigt haben. Die intensive Landwirtschaft von heute nutzt nur eine kleine Anzahl von Sorten, weil es offenbar wirtschaftlich lohnender ist.
Für die menschliche Nahrung werden nur 150 Arten verwendet, und aus wenigen Dutzend dieser Pflanzen werden 90 % unserer Nahrungsmittel produziert.
Es wird geschätzt, dass im Jahre 2050 circa vierzig Tausend Spezies verschwunden sein werden, im Vergleich zum Beginn der Landwirtschaft am Anfang der Menschheitsgeschichte. Kurz gesagt, eine Riesenkatastrophe. Zum Glück gibt es in der Welt viele “Seedsaver”, Hüter der Samen, die Samen verwahren, welche sonst für immer verloren gingen.
Einer der damanhurianischen Vereine, der Verein Mil, hat 2004 eine Vereinbarung mit der Gemeinde von Vidracco unterzeichnet, um gemeinsam die Saatgut-Bank zu betreiben, eine Initiative der Gemeindeverwaltung von Vidracco. Die Aktivität der Saatgut-Bank beinhaltet die Suche nach einheimischen Sorten, ihre Vermehrung und Aufbewahrung. Es wird auf hügeligen Gebieten und in der Ebene angebaut, zwischen dem Valchiusella und der Region von Caluso. Die Aufbewahrung findet in Räumlichkeiten statt, welche von der Gemeinde Vidracco zur Verfügung gestellt wurden.
Zurzeit zählt die Saatgut Bank circa 50 verschiedene Gemüsesorten, die meisten aus der Region, insgesamt ca. 10`000 Samen. Im Laufe der Jahre haben die Damanhurianer, die die Saatgut-Bank betreiben, mit verschiedenen Vereinen von “Seedsavern” kooperiert, speziell mit dem Verein “Civiltà Contadina” (Leben auf dem Land), und haben lokale und regionale Arbeitsgruppen geschaffen.
Geschmack und Natürlichkeit: Zutaten für echte und gute Lebensmit

Alle damanhurianischen Produkte sind Spitzenklasse in Qualität und Geschmack, weil die Philosophie von “Olio Caldo” Wert auf Natürlichkeit und Selbstversorgung legt, ohne je die Qualität zu vergessen. Die Damanhurianer sind Liebhaber von gutem Essen! Wir haben unsere eigenen Rezepte geschaffen, mit hochwertigen natürlichen Zutaten und unter Berücksichtigung von Geschmack, Duft, Farben und der Präsentation von jedem Gericht. Die Befriedigung beim Essen hängt auch davon ab.
Viele Produkte sind ausgezeichnet und sind bekannt als Spitzenprodukte in der lokalen Gastronomie. Zum Beispiel die Käse von Scarabeo Rafano. Er verarbeitet die Frischmilch der lokalen Kühe, integriert mit anderer biologischer Milch, weil die Produktion im Tal nie ausreicht. Scarabeo hat traditionelle Arbeitsweisen wieder aufgenommen und experimentiert mit neuen Zubereitungsarten. Visone Magnolia, seine Frau, arbeitet mit ihm zusammen und stellt gesundes und nahrhaftes biologisches “Speiseeis” her.
Ein anderes Beispiel sind der Honig und die Propolis, produziert von Merinos Timo Serpillo. Er pflegt die vielen Bienenstöcke, die auf den damanhurianischen Grundstücken verteilt sind, in denen es viele Arten von Pflanzen und Blumen gibt, die von diesen fleißigen kleinen Insekten besucht werden.
Dann gibt es noch das kalt gepresste Olivenöl aus dem Olivenhain von Rimaggio, hergestellt von Damanhurianern, die in Florenz leben und die toskanischen Weine, biologisch und biodynamisch, der Unternehmen vonFabio und von Inia & Markhor. Ein weiterer Wein aus unserer Produktion ist der Erbaluce Aval, weiß und rot, produziert und gekeltert durch die Gemeinschaft von Aval. Die Bäckerei “Pan mi piace” backt täglich frisches Brot aus verschiedenen Getreidearten, Süßgebäck und während der Festtage auch gute biologische Panettone und andere Leckereien.
Viele dieser Produkte stehen im Tentaty zum Verkauf, andere sind kleine Nischenprodukte und nicht im Handel zu finden. Über unseren Agrotourismus “Il Tarassaco” (Löwenzahn) könnt ihr diese Köstlichkeiten auf unserem Bauernhof probieren. Sicher werdet ihr den Geschmack und die Zusammensetzung der Gerichte schätzen!
In all dem ist Damanhur, trotz seiner internationalen Bürger, die aus aller Welt kommen, noch sehr italienisch. Und das hat auch sein Gutes...